Nach der abgelegten praktischen Prüfung beginnt der abenteuerliche Weg in die Skipper - Selbstständigkeit.

Renate und Stefan haben ihre Erfahrungen zusammengefasst.

Revierauswahl

Für den ersten Törn wählst Du ein bereits bekanntes Revier, in dem Du Deine Trainingstörns oder den Prüfungstörn gemacht hast. Als Skipper mit Verantwortung für Crew und Boot betrittst Du Neuland, da soll die Gegend bekannt sein.

Wetter

Statistische Wetterinformation bekommst Du z. B. unter www.windfinder.com. Damit kannst Du die Route für Plan A und Plan B erstellen.

Routenvorschlag

Plane die Route mit 20 - 30 sm pro Tag. Wähle die Übernachtungsmöglichkeiten auf bekannten Ankerplätzen oder in bekannten Marinas.

Ersatzroute - Plan B

Erkunde mindestens einen, besser zwei Ausweichplätze zum Übernachten, falls der Wunschplatz voll oder bei aktuellem Wind nicht ausreichend geschützt ist.

Agentur - Charterfirma

Wähle eine Agentur oder eine Charterfirma, die Dir das Boot vermittelt. Ein österreichischer Vertragspartner ist bei Schwierigkeiten immer unkomplizierter als einer im Ausland. Bei Direktcharter im Ausland kannst Du beim ersten Mal nicht mehr wie 5 % Rabatt auf den Listenpreis aushandeln. Diese Kondition erhältst Du auch bei einer Agentur in Österreich.

Crew

Beim Ersttörn empfiehlt es sich, einen Freund, eine Freundin mit viel Erfahrung für die Fahrt zu gewinnen (backup). Angenehmer ist es auch, wenn Du die Erstfahrt mit Freunden unternimmst und nicht mit Fremden. Das sollte die Gruppendynamik leichter handhabbar machen.
Bei der Preiskalkulation muss Du Charterkosten, Versicherungskosten, Bordkassa und Anreise mit einberechnen.

Crewvorbesprechung

Einige Wochen vor dem Törn wird ein Crewtreffen einberufen. Diese Vorbesprechung dient der gegenseitigen Information und Klärung:

  • Vorstellung der Crew: Name, Job, …, Segelerfahrung, Beteiligung an Bord (Leinen, Technik, Pantry, Badegast …), Erstellung einer whatsapp Gruppe
  • Klärung von Erwartungen, Befürchtungen, Wünsche, besondere Kenntnisse (Arzt, Krankenschwester, Funk, IT, etc.)
  • Besprechung von Unterlagen: Einkaufliste, Bordhinweise, Route, Schiff, Kartenmaterial, Hafenhandbuch
  • Vorstellung des Bootes: Eigenschaften, Besonderheiten, Kojenaufteilung>
  • Klärung des Ziels / Themas des Törns: z. B. Urlaubstörn mit Kultur, Badetörn, Hardcore Segeln, …
  • Vorstellung der Route mit Plan A und Plan B
  • Aufklärung über Seekrankheit und deren vorbeugende Maßnahmen sowie Bekanntgabe von eventuellen (chronischen) Krankheiten
  • Seemannschaft (Verhalten an Bord): Dresscode, Sprache, Gendern
  • Einkaufsliste: ist vorbereitet, wird im „Groben“ besprochen (Achtung auf Fremdsprache), Kochen oder Essen gehen - wer kocht, was. Restaurantbesuche aus der Bordkassa oder jeder zahlt selbst?
  • Jobs an Bord: Bordkassa, Pantry-Manager, Frühstück, Jause, Kochen …. „läuft es von selbst“ oder muss eingeteilt und kommandiert werden?
  • Aufteilung von Equipment: wer nimmt was mit? Technik, Ersatzbatterien, Handfunkgeräte, Küchenutensilien, etc.
  • Anreise: Wer kommt wann, wie … Fahrgemeinschaften

1. Tag

Lt. Chartervertrag hast Du meistens erst am Samstag um 17:00 Uhr Anspruch auf Dein Boot.

Von den Charterfirmen wird es unterschiedlich gehandhabt:

  • Für zusätzliches Honorar (meistens € 150) wird man bevorzugt abgefertigt ca 13:00 Uhr
  • Sie verbieten den Zugang bis 17:00 Uhr
  • Du kannst das Boot mit der Crew betreten, die Übernahme findet statt, aber die Gasflasche bekommst Du erst um 17:00 Uhr (vorgefallen in Kroatien)
  • Sobald das Boot gereinigt ist kannst Du es mit der Crew betreten
  • Sobald das Boot gereinigt ist wird das Boot an den Skipper + Co-Skipper übergeben und erst dann darf die Crew mit Gepäck an Bord
  • Öfters Nachfragen, ob das Boot schon fertig wäre, beschleunigt meistens den Ablauf
  • Nach vorheriger Absprache kannst Du bereits am Freitag auf dem Boot übernachten<

Ablauf am Samstag:

  Dauer Anmerkung
Ankunft in der Marina, das Gepäck wird überwacht am Steg abgelegt. Ein Teil der Crew geht mit der Einkaufliste von der Vorbesprechung einkaufen 2-3 h je nach Entfernung des Supermarktes
Bootübernahme mit einem Chartermitarbeiter: Dein Co oder ein anderer „technisch Begabter“ sollte dabei sein. Vier Augen sehen mehr, vier Ohren hören besser. Die Verständigung erfolgt meist in Englisch, außer man beherrscht die Landessprache 1-2 h je nach dem wie viele Boote der Chartermitarbeiter am Samstag nachmittags noch übergeben muss.
Einkauf einräumen soll unbedingt der Pantry Manager koordinieren, sonst findet man nach zwei Tagen nichts mehr  1 h  
Crew Einzug und Belegung der Kabinen koordiniert vornehmen, nicht alle auf einmal, sonst steht man sich nur im Weg herum und stolpert über Taschen. Der erste Groll baut sich auf  1 h  
Jetzt ist eine Jause fällig  1/2 h  
Sicherheitseinweisung: Schwimmwesten anpassen, Lifebelt 
Maßnahmen bei Feuer: Feuerlöscher, Gasbedienung
Rettungsmaßnahmen: Rettungsinsel, Wasserverbrauch, Signalmittel, POB-Manöver, Gesundheit (Seekrankheit), Logbuchführung, Pantry, WC-Bedienung, elektrische Anlagen, Instrumente, Schalttafel, Anker, Bewegung am Deck, Motor starten - abschalten, Segelsetzen
1-2 h je nach der Qualifikation der Crew 
     
Daraus ergibt sich ein Gesamtzeitaufwand gesamt:
Einkauf und Bootübergabe läuft gleichzeitig
 5-7 h  

Auslaufen am Samstag ist nur sinnvoll, wenn das Boot am frühen Nachmittag betreten werden kann. Dann soll der erste Schlag kurz sein, 5-10 sm. Natürlich hängt es auch von den Wetterbedingungen und der Befindlichkeit der Crew ab.

Für ein Auslaufen am Sonntag spricht: der Törnbeginn ist ohne Hektik, am Samstag gleiten wir in das Bordleben - mit einem gemeinsamen Abendessen in einem landestypischen Lokal. Das Ankommen, die Eingewöhnung der Crew auf die neue Situation erspart „Sand im Getriebe“, später kann man dann ja „Gas geben“.

Die Charterfirmen verlangen manchmal für die Nacht von Samstag auf Sonntag die übliche Hafengebühr. Vorher abklären!

Vergiss nicht aktuellen Wetterbericht einholen.

Immer eine handbreit Wasser unter dem Kiel!

Gute Fahrt.

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